Im Wesentlichen mache ich seit vielen Jahren „Inneres-Kind-Arbeit“: Mit mir selbst und denen, die zu mir kommen, zum Schreiben, Meditieren, Heilen.

Mit Schreiben meine ich ein ungeschütztes, freies Schreiben, man kann es auch intuitives, expressives, freies Schreiben nennen, ein Schreiben also, das die meisten von uns verlernt haben und wieder neu lernen müssen. Natürlich hat diese Art des Schreibens, sein Fokus, mit dem weiten Feld des kreativen Schreibens zu tun, geht aber darüber hinaus. Es geht überhaupt nicht um literarische Kriterien und damit um Qualitätsdruck, sondern einzig und allein um Stimmigkeit und Authentizität.

Mit Meditieren meine ich im Grunde genommen die „formale Sitzpraxis“, von vielen Lehrern „Übung“ genannt. Wir erleben hin und wieder starke Gefühlszustände, die anfangs kaum aushaltbar erscheinen, wobei die Schmerzen emotional oder eher körperlich erscheinen können. Unser Körper ist in jedem Fall beteiligt. Es wird als heilsam empfunden, beruhigend und stärkend, sich den Schmerz wie ein Baby vorzustellen, unser eigenes inneres Baby, das wir in unseren Arm nehmen und gleichzeitig sanft festhalten. Wir können mit dem Baby sprechen, wie eine Mutter es tut, beruhigende Liebesworte flüstern, summen oder singen. Babys mögen die sichere, duftende Atmosphäre, die Klänge der Glocken, abgedunkeltes Licht.

Schreibend können wir in einen Dialog eintreten, mit dem Kind, dessen Alter wir uns spontan vorstellen. Wir versuchen, es uns vorzustellen: Wir alt ist es? Welche Kleidung trägt es? Welche Jahreszeit ist gerade? Wo ist es? Und dann frage ich es schriftlich nach seinem Befinden. Wie in einem ganz einfachen Theaterstück. Wenn wir Glück haben, antwortet es. Wir müssen, wie im richtigen Leben, auf alles gefasst sein. Wir können nachfragen, es auf unseren Schoß einladen, auf das Gehörte eingehen. Es ermutigen, sich auszudrücken. Unser Interesse sollte aufrichtig sein.

Um diese Übung zu intensivieren, können wir unsere Fragen als Erwachsene („E“) mit der dominanten Hand schreiben, die Antworten des Kindes mit der nichtdominanten. Wenn Sie das öfter üben, werden Sie die Stimmen Ihrer inneren Kinder, des Teenagers in Ihnen besser kennen und deren Meinung schätzen lernen. Durch das Herauslocken dieser oft mundtot gemachten, wenig geübten, unterdrückten Stimmen fehlen Ihrer Schreibstimme, vielleicht auch Ihrer Alltagsstimme, Kraft und Volumen.

Beide Übungen werden dazu beitragen, Ihr Potenzial zu entfalten, Ihre Berufung zu erkennen und zu leben, eine Entscheidung zu treffen. Das Leben beginnt, wieder richtig Freude zu machen. Den inneren Kindern eine Stimme zu geben, ihnen zuzuhören und als Gruppe tiefes Zuhören zu praktizieren: Das ist so heilsam.

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