Und nun wird sie, angeblich von „Experten“, diffamiert, und damit werden die Preisverleiher und Leserinnen, Zuhörer, Befürworterinnen von Krone-Schmalz ebenfalls übelste Beschimpfung über sich ergehen lassen müssen. Es ist, als würden Teile der Deutschen den ausgebliebenen, heute (fast) für sie ungefährlichen Aufstand gegen den Diktator an Putin austoben und sich damit nachträglich ins Recht setzen. Ja, ohne Umschweife positionieren sie sich richtig, endlich, und wer dagegen opponiert, dass „Hitler“ das Oberschwein ist, muss charakterlos, behämmert, unbelehrbar sein. – Vielleicht ist das eine sehr gewagte Assoziation, möglicherweise zu weit hergeholt, jedoch muss es, angesichts unserer aller komplexen Geschichte mit all den mörderischen Verwicklungen, erlaubt sein, seinen Assoziationen nachzugehen. Vielleicht ist ja etwas dran…, gepflegte Diskussionen sind bei uns ohnehin Mangelware geworden. Also: Dann zeigt es mir!

Liebe Zeitgenossinnen und -genossen: Putin ist aber nicht Hitler, und auch wenn seine Skrupellosigkeit daran erinnern mag, ist die Situation eine ganz andere. Und gerade, WEIL wir nicht in der Ukraine oder Russland leben, hätten wir gute Chancen gehabt, 1. genau hinzuhören und viele Meinungen gelten zu lassen und 2. Expertinnen von Friedensverhandlungen zu werden. Aber nein! Nichts gelernt aus zwei Weltkriegen, Ältere nicht anhörend, prescht man vor und verspricht den Unterdrückten (den „Juden, Sinti und Roma usw.“ alias den in der Ukraine Lebenden) alles, um sich selber verteidigen zu können. Intelligente Unterhändler hätten sich erst einmal bei Putin und damit dem russischen Volk entschuldigen können für die zugefügten Leiden der Nazis, die grausamer und erheblicher waren, als die meisten von uns wissen und wissen wollen. Und damit wäre man bis zum 2. Gespräch schonmal ganz schön beschäftigt gewesen. – Ich bin super frustriert über die unbeirrbare Energie, schwere Kriegswaffen zu senden, die der Selbstverteidigung dienen (sollen), jedoch bin ich nicht so sicher, dass die wütende Verteidigungsenergie so anders ist als die offenbar unberechtigte Vernichtungsenergie der russischen Soldaten.

Ich nehme an, dass ich jetzt von Einigen diffamiert werde. Sei es drum. Es hört sich einfach weniger schmissig, männlich, solidarisch an, was ich sage, als wenn man den Machthaber der Ukraine fragt: Wieviel brauchst Du?

Es ist ähnlich wie bei der Corona-Debatte: Familien, Teams, Freunde haben sich entzweit. Ich hatte mich impfen lassen aufgrund meines Alters (über 60), Vorerkrankungen, Pragmatismus und weil ich als Seminarleiterin Vorbild sein muss. Außerdem wollte ich meine alte Mutter besuchen können. Den aus meiner Sicht krudesten Argumentationen (einer Ärztin ging es derart schlecht mit der Politik der Deutschen, dass sie erwog auszuwandern) bin ich offen, neugierig, oft erschüttert begegnet. Ich habe mit jeder Auseinandersetzung geübt und gelernt, empathisch zu sein und wurde immer „besser“. Damit meine ich: Aus meiner Sicht waren starke Ängste auf beiden Seiten übertrieben. Beide fürchteten, schnell oder langsam vorzeitig zu sterben oder ihre Unversehrtheit zu verlieren. Die einen fühlten sich mindestens drangsaliert, oder auch gefoltert, getötet, wie “Anne Frank”. Die anderen sahen sich als einsichtig, sozial, rücksichtsvoll, solidarisch, wenn sie sich benahmen wie angeordnet und fühlten sich rücksichtslos behandelt durch diejenigen, die sich vor Langzeitfolgen der Impfstoffe fürchteten und überhaupt: die über Maßnahmen an ihrem Körper selber bestimmen wollten.

Alle gaben vor, über Covid zu sprechen, dabei ging es letztlich um Lebensqualität und Todesangst, und wer beides besser gestaltet bzw. beherrscht.

Seit dem Krieg ist es noch schlimmer mit dem inneren Druck, der Angstspannung geworden. Wieder geht es um den Tod, und jetzt auch deutlich ums Töten. Wer darf töten? Und wie? Darf es sein nachzufragen, ob einer, der zuerst massiv zuschlägt, nachvollziehbare Gründe hatte (wurde gereizt, provoziert, verunsichert… Hatte getrunken, andere Drogen genommen…).Kennen wir das etwa nicht, dass bestimmte Menschen immer als sauber, gerecht, unschuldig ´rüberkommen, obwohl sie nachweislich gelogen und manipuliert haben?

Ich glaube wirklich, dass wir dieser Versuchung auch schon erlegen sind, zu den Guten zu gehören bzw. jemanden kennen, der oder die grundsätzlich im moralischen Recht sein muss. Krasses Schwarz-Weiss-Denken steht allenfalls Kindern („Papa, Mami/XY… ist so gemein, immer verbietet sie…“) bis zu einem bestimmten Alter zu. Danach sind Aussagen von Menschen, (“Krone-Schmalz-Gegner”), die nicht bereit sind, sich eine ruhig formulierte Gegenrede anzuhören, können, ehrlich gesagt unreif, narzisstisch. In lebensbedrohlichen Krisen scheinen beide Denkungsarten zuzunehmen. Vielleicht ist es aber auch ein- und dasselbe.

Niemand muss sich von Rechthabern, die diffamieren und pöbeln, etwas sagen lassen.

Umgekehrt sollten wir denen den Rücken stärken, die unsere oft ein wenig nachgeplapperten (weil wir keine Fachleute auf dem Gebiet sind) Argumente mit Wissen und Verstand anreichern, die Fronten aufweichen, für Verständnis werben. Oder sollen Menschen wie Dr. Welzer, Dr. Krone-Schmalz, Dr. Drewermann am besten verschwinden, weil Nachdenken über tiefe Schuldverstrickung und darüber, wie sehr wir manipuliert werden durch einfache und einheitliche Information, schmerzt?

Deutschland entwickelt sich geistig-ethisch zurück. Wer nimmt die Diffamierer und Alleswisser mal an die Kandare, mahnt zur professionellen Bescheidenheit und lässt möglichst vielseitig vom Leben und Studium Gebildete sprechen, schreiben, Preise gewinnen.

Hier geschehen: Zu unserem Glück!

Herzlichen Glückwunsch, Frau Dr. Krone-Schmalz

 

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