Von der ‘Leerheit’ im Buddhismus – Ungeordnete Gedanken zum Buch “Verses from the Center – A Buddhist Vision of the Sublime” von Stephen Batchelor
(German/English – uncensored)
Bonn, 18.5.2025 – Eine Art ‘Vorwort’
Jemand brachte “die fließende Gottheit” auf, warum gehen wir damit nicht weiter und sprechen von “fließender Soheit”, “sich entleerender Soheit” als dem vibrierenden Feld offener Weite?
Einen renommierter Zen Lehrer hörte ich vor ein paar Jahren von Fülle sprechen, um “Leerheit” einmal anders zu präsentieren. Ich erinnere mich nicht mehr, ob er auch sagte, worin die Fülle bestand … vielleicht in Leere?
Ich reagiere manchmal etwas kratzbürstig, wenn ich Borniertheit, elitäres Gehabe wittere. Ohne die Leerheit zu thematisieren, kommen das buddhistische Geistestraining, die Lojong-Formeln, die Paramitas und sogar “Shikantaza” aus und daher recht bescheiden daher. Auch wenn diese Kunst “Einfach nur zu sitzen” (Shikantaza) manchmal etwas zu selbstbewusst dargelegt wird. Ich würde zwar “Lojong” anders einleiten, als ich das öfter las. Es handelt sich bei der Mehrheit der Übungen darum, in den Schuhen des Anderen zu gehen (was übrigens leichter fällt, wenn wir mehr persönlichen Kontakt mit sogenannten “Fremden” wagen bzw. tiefere und offenere Gespräche eröffnen). Ferner geht es im Kern um praktizierte “Feindesliebe”, gelebten Altruismus und wachsender Konfliktfähigkeit. Dient dies ständige Substrahieren vielleicht der Leerheit, und wir merken es nicht? Man nennt es übrigens auch, über seinen Schatten zu springen. Ohne Sprünge, die aus wachsender Motivation und Risikofreude entstehen, werden wir nicht auskommen.
(Manche Buddhisten, die ich kannte, brauchten es sichtlich, sich zu unterscheiden in ihrer “Verkörperung der Leerheit” von denen, die einfach nicht begreifen. Ich denke, wenn jemand Leerheit verkörpert, hat sie oder er auf dem Planeten nichts mehr zu suchen. Vielleicht lag es aber auch an mir, dass ich es nicht ertrug, mich in herabsetzender Weise belehrt zu fühlen. Ich glaube, es macht mir kaum noch etwas aus, wie etwas gesagt wird, auch wenn ich Einklang immer noch liebe.)
Vielleicht bin ich auch einfach gegen diese Fachsprache allergisch. Meist habe ich gefunden, dass es möglich ist, komplexe Sachverhalte so auszudrücken, dass sie verstehbar von Vielen sind. Das muss nicht heißen, dass ich mir einen Maulkorb anziehe. Ich finde nur, wir sollten viel mutiger sein, und, etwa wie in einer Kunstausstellung, ehrlich sagen können: Ich habe das EINE Gemälde (Installation, Skulptur) gefunden, ich brauche nichts mehr. Oder: Ich bin müde, ich muss ein anderes Mal wieder kommen. Oder, diese Exponate berühren mich gar nicht.
Ich fühlte mich berührt, als ich gestern jemanden sagen hörte (es waren drei buddhistische Vorträge), es handele sich im Eigentlichen bei der Leerheit um einen Vorgang, einen Prozess. Sofort dachte ich an “Loslassen”: die geöffnete Hand.
Können wir unser Inneres loslassen und besonders das “unser” dabei? Was wäre dann? Können wir auch dies sich verändern, gehen, fließen lassen? Und wenn nichts mehr da ist, was fließen könnte?
Eigentlich sollten wir die Ursprache, in der Nagarjuna las und schrieb, lernen.
Dass in dieser Leere ein Zentrum vorstellbar ist, erstaunt mich.
Meinen nächsten Beitrag schreibe ich über mein bisheriges Lieblings-Gedicht von NAGARJUNA:
„Without relying on conventions,
you cannot disclose the sublime;
without intuiting the sublime,
you cannot experience freedom.“
Page 50: VERSES FROM THE CENTER – A Buddhist Vision of the Sublime
Stephen Bachelor
Looking forward to write some words to a poem by SHAKBAR TSOKNYI RANGDROL and to some lines by him on „the poetic character“. (pages 40-45)
Danke für das Lesen und Da-Sein.
Mögen alle Wesen sich gemeint und geliebt fühlen.