Auf diese einfache Ansage reduziere ich das Buch von Zoketsu Norman Fischer „Deinen Platz einnehmen – Der buddhistische Weg zum wirklichen Erwachsensein“.

Der Satz sowie weitere Sätze aus dem Buch haben mir und anderen durch die ersten bangen Jahre der Seuche geholfen und dann durch Kriegsangst und durch alles andere auch. Ich erkläre denen, mit denen ich Zazen praktiziere oder Stille-Übungen mache, worum es geht. (Und eben NICHT nur während der formalen Sitzpraxis.) Es ist so: Zu den Meditationszeiten übe ich das, was ich auch danach übe, wenn ich zum Gehen aufstehe, wenn ich mich zum Arbeiten bewege, wenn ich woanders sitze, bis ich das Erfahrene schlicht und einfach in mein gesamtes Leben einfließen lasse. Sich auf dem Kissen niederzulassen, ist unsere tägliche Lebenskunst, die wir immer mehr verfeinern. Wir entwickeln Anmut und Leichtigkeit, gerade in schwierigen Situationen, ohne irgendetwas zu verdrängen, unser Kissen oder unseren Stuhl als unseren Platz im Leben anzusehen. Nur wenn ich ihn so sehen kann, als für diesen Moment den einzig wahren, dann setze ich mich hin, lasse mich nieder, mit meinem gesamten Gewicht und Sein, als wolle und müsse ich nie mehr aufstehen. Ich schlage Wurzeln, bei gleichzeitiger maximaler Aktivierung der uns innewohnenden Aufrichtungskraft. Dies innerlich nachvollzogen, die Beine und Füße in optimalem Bodenkontakt, Schultern nach hinten unten fallen gelassen, Hände in einer Mudra zusammengeführt, Kinn vorschriftsmäßig gesenkt – sage ich mir, wie Norman das sagt: „Öffne Deinen Körper.“

Das ist genial. Wenn wir üben, uns wirklich niederzulassen, wo immer wir sind, und unseren Körper öffnen, brauchen wir nichts anderes. Buchstäblich und metaphorisch. Wir sind Frieden, und weil wir Frieden sind, strahlen wir Frieden aus. Ich habe es eben gerade praktiziert, auf dem Sessel sitzend, vor dem Schreiben. Ich hätte nicht glücklicher, entzückter sein können. Noch vor einer Stunde unglücklich über eine bestimmte Konstellation in meinem Leben, nehme ich mein Glück des geöffneten Körpers, der sich in einem Lächeln und völlig ohne Schmerzen ausdrückt, dankbar wahr und teile es mit euch, mit Ihnen.

Diese oben beschriebenen Schritte, mit ungefähr diesen Worten, übe ich (neben anderen geführten Meditationen) seit ca. drei Jahren. Auch im Leben schaue ich tief, ob ich meinen Platz gefunden habe, und wenn ja, ob ich ihn auch kraftvoll einnehme. Manchmal wird er mir streitig gemacht, manchmal suche ich ihn erst gar nicht, andere Male suche ich, aber finde ihn nicht. Wenn Letzteres der Fall ist, übe bitte: deinen Platz einzunehmen, wo du gerade bist, und setze dich einmal am Tag bewusst in die Stille. Üben Sie mit Gong und Kerze sowie mit einer Verbeugung zu Beginn und am Ende einer definierten Zeit. Bauen Sie dieses Ritual in Ihren Tagesablauf ein. Sie werden zum Magnet des Friedens und laden dadurch auch andere Wesen zum Innehalten ein. Vielleicht mögen Sie Kinder, auch fremde, einladen, derartige Plätze gemeinsam zu gestalten und sie frisch und sauber zu halten. Das kann man miteinander besprechen, auch und gerade mit jungen Menschen. – Öffne deinen Körper, dein Herz, dein Haus.

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