Es hat lange gedauert, bis ich sehen konnte, dass unsere Mütter und die anderer Menschen und Wesen, immer und unter allen Umständen geehrt gehören.
Was das im Einzelnen heißt, muss jeder und jede für sich selber herausfinden. Es kann und wird eine lebenslange Aufgabe sein, die dadurch aber auch sehr reizvoll sein kann, nicht nur herausfordernd. Denn während wir uns verändern, verändern sich unsere Mütter, und damit verändert sich die Beziehung zu ihnen ebenfalls fortwährend. Indem wir sie ehren, ehren wir uns selber und das Leben.
Ein Wesen gebären und aufziehen, was doch die meisten unserer Mütter mindestens einmal, oft mehrmals gemacht haben, ist genauso schwer wie es Freude schenken und segensreich sein kann. Die Enkelin von Siegmund Freud, Sophie Freud, schreibt in ihrem Buch: „Meine drei Mütter und andere Leidenschaften“, dass keine Lebensaufgabe uns derartig zum Reifen einlädt und manchmal dazu zwingt, wie Mutterschaft, Elternschaft. Wir können über uns hinauszuwachsen, immer wieder, als Töchter und Söhne, als Mütter und Väter. Das jedoch wollen wir uns vom Leben oft nicht bieten lassen. Frei wollen wir sein, selbstbestimmt, möchten unsere Bedürfnisse als erfüllt sehen, sind bereit, Verantwortung zu tragen, aber alles zu unseren eigenen Bedingungen, wenn es nicht schmerzen soll. Und schmerzen tut es so oft!
Und schmerzen tut es so oft! In jedem Wesen sollen wir unsere Mutter sehen, habe ich in einem Buch des Tibetischen Buddhismus gelesen – wie einleuchtend! Diese Vorstellung hat mir schon manchmal geholfen. Thich Nhat Hanh und liebevolle Forschungsarbeiten in der eigenen Familie haben ebenfalls geholfen. Wenn es stimmt, wie Thay sagt, dass die Einsicht „Verstehen ist Liebe“ gültig ist, dann hilft es, über Vater und Mutter und deren Erinnerungen sowie Lebensumstände als kleine und größere Kinder gute Kenntnisse zu haben! Wo und wie haben sie gelitten, sich entwickelt? Sie konnten auch nur weitergeben, was sie hatten.
Buddhas Lehre kommt dazu. Wir können erleben, oft während längerer Schweige-Retreats, wie ähnlich wir als Menschen sind, alle denselben Konditionen und oft auch noch ähnlichen Konditionierungen unterworfen. Wir streben alle danach, dass wir unsere Bedürfnisse erfüllt bekommen, streben also nach Glück, wie Seine Heiligkeit Dalai Lama nicht müde wird zu betonen. Gerade durch dessen universelles Herz lernte ich, dass es zum Bedürfnis werden kann, tiefe Erkenntnisse zu teilen, tiefes Glück zu ermöglichen, bei genauerer Sicht auf das, was Leben ist und was wir sind.
Bei allen Herausforderungen zwischen Eltern und ihren Kindern und ihren Müttern, können wir immer wieder auf die innewohnende Buddhanatur vertrauen, die unsere Herzen über alle Grenzen hinweg miteinander verbindet – immer. Mühelos leicht. Ohne Forderungen und Prämien. Wenn keine Worte mehr zu helfen scheinen, helfen Blumen oder sogar die Bilder von Blumen. Bilder von Kindern. Bilder von jungen Tieren.
Herzessenzbilder. Für unsere Mütter.