Viele sehen es nicht, Schreibende und Kommunizierende auch nicht, dass beides auch zum Gebiet der Kommunikation gehört, das heißt, dass es sich um Künste handelt, die gelehrt und gelernt werden (können).
Kann ich aus einer Zeitungsnotiz eine Erzählung formen und aus einem Roman einen Aphorismus? Ich frage, kann ich eigentlich noch ernsthaft spielen und spielerisch todernst sein? Kann ich alle fünfe gerade sein lassen, über meinen Schatten springen, mein Herz in der Hand, und dir ein Wort zuwerfen wie einen Federball?
Wir erkennen, wie viel Spaß und wie viel Übung das Wort, das mit Leben erfüllte Wort, das aus dem ganzen Körper kommt, verträgt. Ich könnte mein Schreiben auch nennen: Schreiben aus dem ganzen Körper und habe das auch oft getan. Daher vertragen sich Sprechen, Sich-Mitteilen, Miteinander-Reden, Schreiben, Vortragen, so gut mit In-Stille-Sitzen, erdnah. Oder gut gegründet, geerdet stehen.
Wenn ich dem zustimmen kann, was der Titel ausdrückt, dann zweifele ich nicht mehr an dem Wert unbezahlter Beziehungsarbeit, ob in der Familie, auf der Straße oder am Arbeitsplatz. Es erfordert große emotionale Kraft und Übung auf allen Kanälen, die Sprache der hohen Wahrnehmung und Mitteilung zu erlernen. Oder besser, zu verlernen, was sich da alles an Seltsamkeiten draufgesetzt hat auf unsere natürlich vorhandene Fähigkeit des Austauschs von Atemluft. Diese Dinge haben mit Fertigkeiten im digitalen Raum nicht die Bohne zu tun. Wir brauchen ihn aber, den digitalen Raum, und Grundkenntnisse, um uns diesen Raum zu erschließen und uns für ihn zu erwärmen, damit er uns und unseren Werten dient.
Es hat sich noch nicht herumgesprochen, wie Babys die Sprache ihrer Mütter beim Beobachten ihres Gesichts und Fühlen ihrer Haut und Hände einsaugen, beim Trinken und Genährtwerden lernen. Geborgenheit, Zärtlichkeit, Beantwortet-Werden, Gesehen-, Gehört-, Gestreichelt-Werden, Herumgetragen-Werden in warmen, in müden Armen, dabei vertraute Körper und Düfte riechen, die Orientierung geben … andere Stimmen identifizieren lernen. Dieses Lernen und Tauschen findet täglich vieltausendfach statt. Emotionale Präsenz, Verfügbarkeit, Mitschwingen sind angesagt, überhaupt schwingen. Hochkomplexe Fertigkeiten und Fähigkeiten, die meist gering oder gar nicht oder höchstens nach bestandenen therapeutischen, sozialen Ausbildungen bezahlt werden. Mütter, Großmütter, Ersatzmütter und Menschen in sozialen Berufen müssen um die Kontinuität ihrer Berufe, ihrer Bezahlung, ihrer Renten bangen.
Während ich in den vergangenen Tagen drei Vorträge bzw. Diskussionen über künstliche Intelligenz (KI) angehört habe. Mit geringem Vergnügen. Forschung in KI wird unterstützt und sehr gut bezahlt und hochgehängt. Auf einem gefährdeten Planeten mit ängstlichen Kindern und Eltern, mit Geflüchteten ungeahnten Ausmaßes an den Grenzen unserer wohlhabenden Länder, mit Ungleichheit fördernden Maßnahmen der Digitalisierung, die zum Teil ohne Sinn und Verstand, von Angst getrieben, gefördert werden soll: Auf so einem Planeten mit dem Befund, den wir alle kennen sollten, braucht es menschliche Qualitäten, wie oben implizit oder explizit beschrieben, die mit Kreativität und einer lebendigen Wertedebatte einhergeht, brauchen unsere Wünsche nach Kontrolle und Wettbewerbsfähigkeit dringend eine kritische Überprüfung und eine existenzielle Befähigung aller zum Maßhalten, zur Empathie, zum Altruismus, zu einer Definition von Gesundheit, die Krankheit und Tod, Kontemplation und Altern in Würde einschließt.
Wer aufgefordert wird, aus der Seele zu sprechen, an einem sicheren Ort: Der kann gar nicht anders, so meine ich, als seinen oder ihren Lebensentwurf zu überdenken.
Schreib mal wieder, an dein Kind, deine Kollegen oder stell einen kleinen Vortrag ins Netz, um sie aufzumuntern, sag ihnen, woran du wirklich glaubst und arbeiten möchtest! Sag ihnen, dass dir selbstgesteuerte Autos den Buckel herunterrutschen können, dass du gleich ein Spiel vorschlagen willst, in dem alle nach Herzenslust kreativ und ehrlich sein dürfen.