In der letzten Zeit achte ich besonders darauf, welche alten deutschen Wörter mir in den Sinn kommen, die wir zum Teil gar nicht mehr verwenden oder durch englische Vokabeln ersetzt haben.

Vielleicht erinnern wir uns, wie durch einen Schleier, daran, sie in Theaterstücken oder Romanen gelesen zu haben, oder vielleicht sogar in der Bibel? Je mehr ich mich nämlich mit den edlen Eigenschaften der Bodhisattvas befasse, den ethischen Richtlinien und dem, was wir im Buddhismus als edel und damit als zu kultivierend ansehen, desto mehr nehme ich auch wahr, dass bestimmte Termini wie zum Beispiel „Achtsamkeit“ und auch „Mitgefühl“ manchmal nach Erläuterungen schreien, während wir längst Äquivalente verwenden, deren hohe Bedeutung in unserer Seele schwingt und anklingt. Zwar finde ich durchaus, dass andere Sprachen und Kulturen, auch Religionen unsere Sprache immer geformt und damit diese bereichert, entfaltet, erweitert haben, so finde ich ebenfalls geboten, dass wir immer wieder im eigenen Sprachraum forschen sollten, ob wir nicht fündig werden und sich etwas sehr Ähnliches auftut, ähnlicher, als es die genaue Übersetzung nahelegen mag.„Großherzig“ hatte es mir schon angetan, und ich konnte meinem Respekt für diesen Begriff nichts hinzufügen. Aber „hochherzig“…! Ist das etwas für einen selber, zu Beginn, das dann natürlich die Umgebung beeinflusst? Können wir etwas dazu beitragen, dass uns das Herz nicht in die Hose sinkt, dass es hingegen höherschlägt, wie unsere Vorfahren noch sagten, weil sie es so spürten? Ein hochschlagendes Herz ist ein freudiges Herz, in froher Erwartung sozusagen, wenn wir schwanger mit guten Möglichkeiten sind, angefüllt mit dem Glauben an und dem Vertrauen in einen guten Stern, der uns leitet und begleitet, unser Geschick, unsere Familie und Freunde. Die Füße fest auf der Erde, da bin ich sehr einverstanden, am besten barfuß und auf konkreter Erde, auf Sand oder Waldboden gehend. Doch unser Gesicht, unsere Augen, zumindest die inneren, immer wieder auf oder an den Stern geheftet, der auch unsere Kindeskinder noch leiten wird. Die Taschen voll mit Edelsteinen der Güte und Freundlichkeit, vielleicht ist es auch ein Goldtaler für die wahre Liebe. Niemals käme uns in den Sinn, den Hasen oder Fuchs oder das zarte Reh, das sich uns zeigte und uns den Weg wies, zu erschlagen. Nein, verbunden mit dem, was unser Herz singen und hoch schlagen lässt, mit dem Bewusstsein von Fülle und Reichtum gehen wir wie Adelsfräulein und Damen und Herren aus edlem Geschlecht, egal, wie wir aussehen.Die alten deutschen Wörter rufen die Erinnerung an Fabeln, Märchen und Mythen zurück, an Lieder, Gedichte, Sprüche und Geschichten. Deshalb will ich gut für mich Sorge tragen und nicht nur die Sprache lesen und hören, in die aus Sanskrit, Pali, Chinesisch und Japanisch übersetzt wurde: das geschmeidige Englische. Auch der anderen Sprachen will ich mich annehmen, wo aus dem Arabischen und Aramäischen übersetzt wurde und aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen verwandelte Wörter entstiegen. Welcher Zauber geht davon aus, welche versöhnliche Tiefe in all der Zerstreuung und Weite. Nicht nur unsere Füße und unsere Herzen sind tief miteinander verbunden mit all dem Geschöpflichen, sondern auch unsere Sprachen. Bitte, hütet die alten Sprachen, selbst wo sie tausendmal zerstört, verbrannt und verdreht worden sind in euren Mündern: Sie enthalten alle Weisheit, alle Heilung, alle Wahrheit, die nährt. 

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