Die Genauigkeit von Definitionen (Was ist Reife?) und die Beschreibung von menschlichen Lebenssituationen, Beziehungsschwierigkeiten, Krisen und deren mangelhafte oder geschicktere Bewältigung finde ich umwerfend gut. Aber nicht nur gut, sondern anwendbar, nützlich. Als Pädagogin arbeite ich mit Zitaten aus diesem Buch oder mit dem Buchtitel. Oder ich ergänze diesen und spreche von Suchen, Finden, Einnehmen des Platzes. Als Mensch wird mir klar und klarer, wie es sich anfühlt, den rechten Platz einzunehmen oder ihn zu verfehlen. Als Buddhistin stelle ich immer wieder fest, dass der Weg des Bodhisattvas im Eigentlichen der Weg zur vollen Reife darstellt. Wir erfahren, beim Lesen, wie dieser Weg idealtypisch im Jugendalter initiiert werden kann: Unter Begleitung eines Mentors kreieren drei junge Männer im Teenageralter einen Weg über die Schwelle: mit regelmäßigen Treffen, stillen Zeiten zum Innehalten, ehrlichem Austausch, selbst geschaffenen Ritualen, der eingehenden Untersuchung dessen, was einen bewundernswerten Erwachsenen kennzeichnet und wie man diesem nacheifern könnte.
Das ist der Weg, den der Mahayana-Buddhismus anbietet: Der Weg des Bodhisattvas – zum “wirklichen Erwachsen-sein”. Letzteres ist der Untertitel des Buches von Fischer, und man möchte ihm nacheifern. Ich jedenfalls.

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Rezensentin: Monika Winkelmann