Jemand sagte, in der Selbsthilfegruppen-Zeit, also in den Jahren um 1997 herum: „Nach meiner Erfahrung führt Co-Abhängigkeit zu Selbstmord.“ Ich war geschockt, wusste irgendwie, dass da etwas dran ist, und traute vor allem dem Gruppenmitglied. Der sagte nur, was er meinte und was seiner Erfahrung entsprang.

Das nicht gerade kleine Problem ist, dass man die Krankheit erst erkennen kann, wenn man schon draußen ist, mit mehr als einem Bein. Ich bin jetzt draußen, mit eineinhalb Beinen und wundere mich. Mir geht es gut. Mir geht es immer gut. Ist das nur die Frucht der Zen-Übung? im Grossen und Ganzen: Ja. tägliches Sitzen und alles Weitere: Dharma-Vorträge hören, mit Freunden an sogenannten Sesshins teilnehmen, einfach leben. Erfüllung ist die Frucht bewussten Lebens, ohne diesem etwas hinzuzufügen. Präsenz ist da, wenn nichts hinzugefügt oder abgezogen wird. Wir neigen aber genau dazu, sagen leise: Wenn DIES nicht wäre (meine Müdigkeit heute plus Hitze plus Aufgaben am Rechner), wäre ich zufrieden. Im Frieden. Subtraktion geschieht. Oder ich sage leise oder laut: Mit einer Riesenportion echter Liebe statt Waffen, ginge es Vielen viel besser, ich wäre in Frieden. Addition geschieht. Beides trennt mich von der Erfahrung, wie es genau ist. Was genau ist, möchte ich nicht erleben, es ängstigt mich, denn ich fürchte mich davor, Angst zu haben.

Co-Abhängigkeit nennt man es, wenn man den Fokus nicht bei sich hat oder ihn dort halten kann. Immer schaut man auf die andere Person, die vielleicht, meinem Eindruck nach, übermässig nach Essen oder Alkohol, nach Kleidung giert oder Anerkennung, d.h. dass auch die andere Person nicht bei sich ist, sondern anderswo ihren Fokus hat. Da gibt es also Zwei, die nicht bei sich, zentriert sind, sondern ihre Erfüllung ausserhalb suchen. Person A sucht in einem Stoff, grob oder fein, Person B sucht in der anderen Person. A möchte seinen Konsum kontrollieren, B möchte A kontrollieren. Wir verstehen, warum der Freund von Suizidalität gesprochen hat. Was ich versucht habe zu beschreiben, macht extrem unglücklich.

Du. Mensch. Lasse es zu. Erkenne und erlerne tiefste Ehrlichkeit, Nähe, Vertraulichkeit, Intimität. Sanftheit können wir lernen, Sanftheit uns selber gegenüber üben, all unseren inneren Regungen gegenüber. Während wir diesen Weg gehen, der Stille, der Selbsterkenntnis, der umfassenden Vergebung, wird unser Leben leichter, schöner, unabhängig von den Umständen. Dankbarkeit wallt auf. Du lächelst, liebst.

 

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