Dem in Hannover gebürtigen, in den USA lebenden Zen-Mönch und Priester Zenki Myogen Dillo ist ein Meisterwerk gelungen. Alles, was auf dem Schutzumschlag des brilliant – offenbar von Dillo selber – ins Deutsche übersetzten Buches geschrieben steht, stimmt und…klingt. Dillo beleuchtet das gesamte buddhistische Vokabular, die Fachtermini, siebt sie minutiös durch seinen so erfahrenen Geist und verwendet fast in allen den Buddhisten bekannten Feldern eine neue, gefühlte, einverleibte Sprache. Dieser ungeheure Vorgang, der z.B. „Erwachen oder Erleuchtung“ mit dem „Tiefen Wunsch nach Lebendigkeit“ übersetzt, nimmt alle mit, die denselben Wunsch in sich spüren und nach einem fundierten, eben „buddhistischen“, Wegweiser durch unser krisengeschütteltes Leben suchen – jenseits von religiösem Moralismus, stattdessen basierend auf einer „sich von Moment zu Moment entwickelnden, verlässlichen moralischen Spontanität“ (S.405) Kein Zweifel, dieses Buch ist anspruchsvoll, jede Seite, jeder der vier Teile: „I Transformation, II Befreiung, IIII Weisheit, IV Mitgefühl“, aber auch schon das Vorwort von Mariana Leky und am Ende der Epilog vom Autor selber – oder ist es Meister Dogen oder der seufzende Dongshan, die die Schlussworte haben? – kann für sich stehen und uns durchdringen beim Lesen und Nachvollziehen. Wir haben es mit einem atmenden Fachbuch von 458 Seiten zu tun, mit einem ausführlichen Anmerkungsteil, das, um mit Mariana Leky zu sprechen, uns nährt: „Christian Dillo erzählt den „Buddhismus, wie er hier dargelegt wird, als eine Haltung, mit der man in der Welt steht und ihr begegnet.“ (S.11) „…und endlich wird auf sehr pragmatische Weise beschrieben, was es wirklich heißt, Gedanken nicht zum Tee einzuladen“. Ich kann als Frau, Großmutter, Feministin (!) und zenbuddhistisch Praktizierende dem nur beipflichten. Kaufen Sie das Buch und lesen Sie es möglicherweise laut (vor)! Mehr als der Zen-Meister Norman Fischer auf der Rückseite des Umschlages sagt, gibt es nicht zu sagen: „Der tiefe Wunsch nach Lebendigkeit ist ein wagemutiges und atemberaubendes Buch.“
Rezensentin: Monika Winkelmann