Nach dem Newsletter, der sich im Großen und Ganzen mit den Angeboten zum Schreiben befasst und sowohl einen kurzen Rückblick wie eine längere Vorschau beinhaltet, meist für ca. drei Monate, möchte ich in unregelmäßigen Abständen auch von den Tempel-Aktivitäten berichten. Obwohl, sind das eigentlich Aktivitäten, wenn in dem gemütlichen Raum unter’m Dach überwiegend „gesessen“ wird, wie wir Zen-Leute es nennen? Ja. Es ist eine eigentümliche hoch-aktive Passivität oder passiv erscheinende Aktivität, denn eines wird dort nicht gemacht: Geschlafen. Jedenfalls sollte man nicht…obwohl es bei längeren Sitzphasen und/oder großer Müdigkeit ganz sicher geschieht, dass der Meditierende kurz einnickt. Ich schließe mich da durchaus mit ein. Da wir ja „sitzen“, um zu erwachen, ist es günstig oder erforderlich sogar, hellwach beim Meditieren zu sein, auch wenn die Augen halb oder ganz geschlossen sind. Doch wie oft sind wir das?
Doch über das Sitzen, die formale Sitzpraxis, Zazen genannt, wollte ich hier nicht sprechen. Vielleicht möchte eineR von Euch dazu etwas schreiben, für die nächste Ausgabe dieses digitalen „Blättchens“. Ich wünsche mir, dass es interaktiv wird, d.h. dass es auf der einen Seite so anregend ist, dass LeserInnen sich aufgerufen fühlen, dazu zu schreiben, UND dass sie den Inhalt proaktiv durch ihre Beiträge mitgestalten. Ich behalte mir vor, die Beiträge zu kürzen und/oder mit dem Absender zu diskutieren, ob der Beitrag in dieses Forum passt. Ggf. entscheide ich mich dagegen. Gerne kann sich mir jemand an die Seite stellen zur Redaktion! Ich würde mich überhaupt darüber freuen, wenn langsam Verantwortung für den Tempel und seine Angebote mit übernommen wird.
Mehrfach hatte ich Einzelnen schon angeboten, ihnen den Schlüssel zu überlassen, wenn ich mehrtägig unterwegs bin, um den ruhigen Raum zu nutzen. Auch zum Schreiben und Studieren ist er ideal. Mein persönliches Ziel wäre, dass dadurch regelmäßige Meditationszeiten angeboten werden könnten. Da ich es bisher alleine, d.h. seit gut zwei Jahren, übernommen habe, zwei- bis dreimal wöchentlich morgens Meditation anzubieten, mussten leider manche Wochen ganz ausfallen, und wir können NOCH keine Regelmäßigkeit anbieten, was aber deutlich mein Ziel ist.
Seit die drei Medizin-Studentinnen wieder in Deutschland sind – sie waren mit Erasmus ein halbes oder ganzes Jahr im Süden (Spanien, Portugal, Griechenland – sitzt öfter wieder eine von ihnen morgens von 7-8 Uhr mit mir. Danach führen wir ein kürzeres oder längeres Kreisgespräch, je nach Terminen, die folgen. Gemeinsames Frühstück ist circa einmal im Monat geplant.
Ich richte mich bei den Meditationsangeboten zum Teil nach den Menschen, die erscheinen. Die regelmäßig Meditierenden, dazu gehören auch Annelie und Axel Wonneberger, sind mit mir in die Zen-Meditation, in die ich einführe, mit hineingewachsen. Inzwischen fühle ich mich mehr zum Soto-Zen hingezogen, dem ich in den letzten zwei Jahren entschieden folge und davor schon im Zen-Dojo Bonn. Ich nehme Abschnitte aus der Zen Peacemaker „Liturgie“ hinein, und erlaube uns, die Vier Großen Gelübde in meinen Lieblingsfassungen und -sprachen zu chanten. Manchmal lese ich zur Inspiration noch einen Textabschnitt vor oder teile eine Inspiration. An den Einführungs-Terminen versuchen wir, nach und nach die buddhistischen wie zen-buddhistischen Grundlagen zu erforschen.
An Abendangeboten gibt es bislang seit ca. eineinhalb Jahren die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg, die ich mit Sitzen in Stille und Achtsamkeit kombiniere. Ca. alle 3 Wochen am Donnerstag. Leider ist es ein paarmal ausgefallen, auch durch mich, da ich einer Solidaritätsveranstaltung mit Juden den Vorzug gegeben hatte. Doch oft haben wir auch zu Zweit, Dritt oder Viert im Tempel gesessen und geübt, uns ausgetauscht und uns immer wieder daran gefreut, diesen Raum zu haben, um Gewalt in unserer eigenen Sprache oder der Sprache eines anderen Menschen zu untersuchen und wie wir innerlich und äußerlich damit umgehen. Mein eigenes Empfinden ist dabei so fein geworden, dass ich selber darunter leide, wenn ich grob werde oder grob verbal reagiere. Und es geschieht immer wieder, also hört das Üben nicht auf. Wir schaffen miteinander einen Raum, der alles freundlich aufnimmt, was auch immer geteilt wird. Wie wohltuend! Einige positive, dankbare Rückmeldungen, wie z.B. ein bestimmtes Gespräch verlaufen konnte, hat mich bestärkt, einfach treu weiter zu machen.
Am Sonntagmorgen, von 9-10:45, findet ca. alle 6-8 Wochen die schon bewährte „Einführung in Zen“ statt, die ich seit Herbst 2015 geben darf und dies auch sehr gern mache. Am selben Sonntag beginnt nachmittags der Zen-Übungstag, bislang von 13-18 Uhr. Er ist aber nicht gut angenommen worden, so dass ich es jetzt mit einer kürzeren Zeit versuchen möchte, von 14:30 bis 18.00. Ich selber schätze es sehr, wenn ich einen ganzen Tag der Zen-Praxis widmen kann, die Pause dazwischen kann ich gut nutzen. Und andere möchten sich vielleicht entscheiden, so dachte ich, ob sie eher morgens oder nachmittags üben möchten. Wie ist Eure Meinung dazu? Wie könnte es besser laufen? Wobei ich sagen muss, dass auch alleine gerne sitze, nur sitze ich meist nicht so lange und diszipliniert, wenn ich alleine bin. Das versuche ich zu verändern. Ansonsten versuche ich, zwei Stunden am Tag, am liebsten eine morgens und eine abends zu sitzen. Morgens klappt viel eher bei mir, gern auch eineinhalb Stunden, manchmal auch zwei. Auch deswegen, weil ich es abends so schlecht schaffe, und wenn, dann eher kürzer, manchmal im Bett…
Zu den Vollmond-Angeboten ist bislang nur Sophie einmal gekommen, es gibt dieses Angebot auch noch nicht so lange. Ich liebe und kenne es aus meinen schamanischen Jahren, über die Ihr, wie auch über meinen gesamten – auch spirituellen Werdegang – Ihr bald lesen werdet. Gerne praktiziere ich, was ich von Zenmeister Bernie Glassman gelernt habe, aber auch mit anderen zelebriert habe. Wir füttern dabei alle „Hungrigen Geister“, die wir auch selber in uns haben. Doch kann ich mir auch vorstellen, dass wir mitgebrachte Lieder singen und je nach Jahreszeit auch draußen feiern, was Menschen zu Vollmond immer gerne gefeiert haben: Zum Beispiel ihre Herzen zu läutern und ihre Absichten zu erneuern. Was jedeR darunter versteht, darüber könnten wir uns einmal austauschen. – Jedenfalls möchte ich versuchen, weiterhin den Vollmond, so wie er sich zeigt, bewundernd wahrzunehmen und dem, was er in mir wachruft, Raum zu geben.
Während ich schreibe, wundere ich mich, wie viele Menschen der „Kleine Tempel“, der mir so ans Herz gewachsen ist, doch schon erlebt hat. Denn manchmal saß ich auch mit Ratsuchenden darin, einmal mit einem älteren russischen Paar, das mich vor Jahren mal kennen gelernt hat, bei einem Treffen von Eltern mit essgestörten Angehörigen. Ich empfand das Vertrauen als sehr berührend, das mir geschenkt wurde, aber so geht es mir eigentlich immer. Ich erinnere noch, dass wir zusammen gebetet haben. Der Tempel eignet sich gut dafür, etwas auszuprobieren, was den Rahmen größer macht, viel größer, unendlich, damit er alles halten kann, was uns Menschenwesen betrifft.
Im letzten Sommer, daran erinnere ich mich gerade, hielt Roshi Frank De Waele spontan einen Vortrag für unseren kleinen Kreis, und ich meine, wir hätten zu acht dort gehockt und gespannt gelauscht. War das Thema nicht: Verkörpertes Leben? Jedenfalls ging es um Verkörperung, das Thema, das uns vorher durch ein 7-tägiges Sesshin im Haus Königssee mit Frank geleitet hatte. Aber auch Roshi Genjo Marinello hatte dort mit einigen Praktizierenden gesessen, morgens, vor dem Beginn des 1. Sesshin-Abends im Waldhaus.
Das vergangene Jahr 2018 hatte es in sich: Ich verspürte das Bedürfnis, aus der Schüler-Lehrer-Beziehung mit Genjo auszusteigen, der ich mich entwachsen fühlte, und – zumindest erst einmal – alleine weiter zu gehen, weiter zu üben. Was dabei herauskam, war ein pralles Jahr mit sehr interessanten Erfahrungen:
Ende 2017/Anfang 18 besuchte ich das Jahreswechsel-Sesshin in Paris bei Roshi Michel Dubois, das stets mit einer Aktion Essenkochen und Essen-Ausgeben für Wohnungslose endet. Im Februar 2018 hatte ich mehrere Posten/Aufgaben während des 5-tägigen Sesshins mit Genjo im Waldhaus inne, das wahrscheinlich mein letztes mit dem Rinzai-Zen-Lehrer und Abt aus Seattle gewesen ist. Mit diesem Lehrer praktizierte ich in sechs Jahren in fünf 7-tägigen, zwei 8-tägigen Sesshins in Seattle, einem 3-tägigen in Tatenhill, Uk, und vier 4-bis 5-tägigen Sesshins in Bonn mitgemacht. Ferner nahmen Genjo und ich als Teilnehmer an drei Zeugnis-Ablegen-Retreats teil (zwei in Auschwitz, eins in Süd-Dakota). Aber man soll ja nie „nie“ sagen. Zurückblickend kann ich diese Jahre und eigentlich die gesamten zwölf Jahre mit Bernie Glassman Roshi, den ich als meinen Ziehvater in Zenpeacemaking ansehe, nicht fassen. Zeitweise finde ich, dass ich nicht mehr dieselbe bin. Nun gilt das ja für uns alle, doch diese Jahre haben mich in ergreifender Weise gefordert und verändert.
Im März nahm ich an einem Online-Retreat mit vier Skype-Treffen mit einer großen Internationalen Sangha bei Christopher Titmuss teil und im Juli mit Frank Roshi am Internationalen Sommer-Retreat in Haus Königssee. Auf den September hatte ich mich schon lange gefreut, denn da hatte Roshi Joan Halifax sich auf die lange Reise nach Europa gemacht, um die Nachmittage und Abende eines längeren Sesshins zu leiten, während wir morgens mit Frank und Irene Bakker Sensei übten. Und den Jahreswechsel erlebte ich dann wieder in Paris, in einem 7-tägigen Sesshin.
In diesem Jahr 2019 änderte sich Vieles: Ich sehnte mich nach meinen Wurzeln in Bonn, in Deutschland, nach meiner Muttersprache. Ich brauchte Anwesenheit, in meiner Berufungsarbeit, bei dem Aufbau einer neuen Webseite, bei der gründlichen Revision meines “Geschäftes”=Berufungsarbeit, wollte so oft wie nur möglich in meinem eigenen Tempel sitzen und die Türen weit offen halten. Meine einzigen beiden größeren Vorhaben habe ich dann auch umgesetzt: Mich zog es zum zweiten 5-tägigen Straßen-Retreat in Paris und … nach fünf Jahren Pause, wieder nach Auschwitz. – Darüber werde ich noch schreiben, vielleicht klappt es damit schon in der kommenden Woche, die ich fast ganz dem Meditieren gewidmet habe bzw. „Buddhas Erwachen“.
Ja, ich war viel öfter und länger zu Hause, entdeckte, dass ich eine Eremiten-Seele habe, die zu kurz gekommen ist. Das ist der Teil in mir, der auch gerne ganz alleine sitzt, liest, studiert, lange Spaziergänge macht (leider noch immer zu wenige!). Ungefähr so soll es weiter gehen. Mit einem siebentägigen Schweige-Sesshin/Retreat im Jahr (am liebsten). Das hat mir in diesem Jahr gefehlt, es hat sich nicht ergeben.
Da man in Deutschland auf Zertifikate schaut, aber nicht nur deswegen, sondern aus tiefem Interesse, werde ich ab Mai an vier Modulen eines Mindfulness-Teacher-Training-Kurses (MTTC) bei Christopher Titmuss teilnehmen; alle finden bei Düsseldorf statt, und zu bezahlbaren Preisen. Alle Umstände haben mich sofort überzeugt, mich anzumelden.
Vielleicht hat ja eineR von Euch Lust, über den eigenen spirituellen/religiösen Werdegang zu schreiben oder einen bestimmten Abschnitt daraus mitzuteilen. Ich schreibe ja nicht, weil ich angeben will mit meiner Geschichte: Ich wünsche mir, dass wir uns kennen lernen oder besser kennen lernen und dass wir neugierig werden aufeinander, ein Stück des Weges vielleicht gemeinsam gehen und miteinander und voneinander lernen.
Vielleicht noch etwas zu meiner Peacemaker-Seite, die sich hier in Bonn so ausdrückt, dass ich – manchmal mit langen Pausen dazwischen, was ich gar nicht mag! – Menschen besuche, die geflüchtet sind. Speziell eine Eritreanische Familie ist mir da ans Herz gewachsen. Eine junge Freundin aus Syrien, die ich 2016 in Piräus kennengelernt habe, mit ihrer Familie, habe ich vor einigen Wochen in Hamburg besucht: Nor und ihren Bruder Abdullah. Zwei sehr liebe Menschen, deren Mutter dann noch nachkam, so dass ich sie auch noch begrüßen konnte. – eine Zeitlang habe ich mich bei Extinction Rebellion engagiert, Trauerkreise angeboten, mich dann jedoch zurückgezogen. Ich müsse mal in mich gehen, fand ich, und nachdenken. Vielleicht war mir auch alles zu viel geworden. Greta Thunberg und alle jungen, engagierten Menschen, jedenfalls unterstütze ich, wo ich kann, mit meinem Schreiben zum Beispiel. – Die Zen-Peacemaker-Tage „Menschsein in unserer Stadt“, seit vier oder fünf Jahren, werden auf jeden Fall weiterhin angeboten, und öfter war ich alleine unterwegs. Ich habe ein paar Ideen, die ich verwirklichen möchte, zum Beispiel nach Heidelberg ins Dokumentationszentrum für Sinti & Roma zu fahren – Wer kommt mit?
Jetzt bleibt mir nur noch, auf die vier kurz bevorstehenden Angebote hinzuweisen:
Unser erstes „Mini-Rohatsu“ (Rohatsu bedeutet, der achte Tag, und der bedeutet wiederum: Der Tag von Buddhas Erwachen) fand vor zwei – oder sind es schon drei? – Jahren statt und erfreute sich großer Beliebtheit! Drei Praktizierende erschienen, wann immer sie konnten, Sophie, Nikola, Frank, und wir übernachteten in der letzten Nacht bei mir, und erschienen hoch-motiviert am letzten Sonntag sehr früh im Tempel. Es war großartig, für uns alle Vier.
Mal sehen, wie es nächste Woche wird: Das Mini-Sesshin „Rohatsu – Buddhas und unser eigenes Erwachen nachvollziehen“ startet am Sonntagabend und geht bis Sonntag um 10 Uhr, mit Aufräumen etwas länger. Schau mal bitte auf der Webseite. Fast jeden Tag können wir mehrere Stunden lang morgens und abends sitzen, gehen, sitzen, Vorträge hören, Kreisgespräche machen, Essen und Trinken in Stille zu uns nehmen. So richtig zum Eintauchen und doch mit unserem alltäglichen Tun verbunden bleiben. Eine so gute Übung!
21.12.2019: Zen-Peacemaker-Tag: Lass‘ uns doch schauen, was wir brauchen, an Besinnung und Reflexion, und wer uns braucht! Jedenfalls gibt bei mir ganz in der Nähe DREI! Flüchtlingsheime…Themen und Menschen haben wir genügend um uns herum.
22.12.2010: 14:30 Uhr: Sangha-Treffen mit Meditation und „Samu“ (auch für Interessierte!). 16:00 Uhr: 1. FREUNDESKREISTREFFEN ZUM THEMA „GEMEINSCHAFT – FÜR MICH?“
4./5.01.2020: Freie buddhistische Meditation. Dies Angebot wird mann und frau öfter finden. Ich freue mich darauf.
Und im Januar geht es nach Sizilien und Süditalien: „Den Toten zuhören“. Eine Pilgerreise. Wir werden zu Dritt sein, drei Frauen, unterschiedlichen Altern, die Zeugnis ablegen wollen durch Schreiben. Unterstützung können wir bestimmt gebrauchen, vor allem hinterher. Aber auch Eure guten Wünsche, vielleicht einen Kraftgegenstand, vielleicht ein paar Euro.
Apropos Euro: Ich hätte gern Spenden für den Tempel und seine Aktivitäten. Bei allen, die mir diese schon zukommen ließen und lassen: VIELEN HERZLICHEN DANK!
Das Interreligiöse habe ich jetzt vergessen, machen wir das nächste Mal!!! Jedenfalls sieht man mich ab und zu in der Synagoge und im IFN=Interreligiöses Friedens-Netzwerk.
Thich Nhat Hanh:
„Der Erfolg gewaltlosen Kampfes misst sich an der erreichten Liebe und Gewaltlosigkeit, nicht daran, ob ein politischer Sieg errungen wurde“.
„Großzügigkeit zu üben heißt so zu handeln, dass das Gefälle zwischen arm und reich abnimmt.“
In Frieden!
Eure Monika
BUCHTIPPS? Habt Ihr doch selber! Eines von mir, noch nicht übersetzt: NORMAN FISCHER:The World Could Be Otherwise.