Meine Erfahrung mit sowohl Meditation bzw. Zen-Praxis, intuitivem oder expressivem Schreiben (was immer Ihnen passender erscheint) wie auch Zeugnis-Ablegen-Retreats (bzw. Pilgerreisen) ist die, dass sie sich gegenseitig ergänzen, ersetzen, miteinander verweben (können). Das macht mich glücklich, dieser Weg bringt immer wieder neue Schätze hervor, und neue Herausforderungen rufen nach Engagement.

Schreiben ist in gewisser Weise, wie ich schon oft gesagt habe, Meditation, aber auch Gehen, Reisen, „vor Ort“ ausdauernd oder wiederholt ausdauernd sitzen ebenso. Oder ist alles in seiner Essenz ein einziges Zeugnis-Ablegen? Ich glaube, ja.

„Wir müssen langsam werden, so langsam wie der Frieden“, sagte Ruth Cohn, eine meiner Lehrerinnen, die für das Lehren von künftigen Gruppenleiterinnen /also auch Lehrern, allen Arten von Lehrtherapeuten*innen, Kirchenleuten, Führungspersönlichkeiten und Familienmenschen in Deutschland bekannt geworden ist. Vor Ruth Cohn wusste niemand, dass eine Gruppe in den ersten drei Minuten die Stärken und Schwächen des Leiters/der Leiterin kennt und dass „Störungen Vorrang“ haben sollten, wenn sie sich nicht unterirdisch ungünstig auf die Gemeinschaft und ihre Ziele auswirken sollten. Ein ganz neues Menschenbild, eingebunden in den „Globe“, selbstverantwortlich und nach Ganzheit strebend, wurde uns vermittelt. Demokratisch organisiert und zum Selberdenken, Fühlen der Körpersignale, das eigeneGruppenverhalten reflektierend, dazu wurden wir angeregt.

Als Lehrerin in der Schulklasse würde ich nicht nur tägliche, sondern kurze Stille- und Achtsamkeitsübungen zwischen den Schulstunden oder auch mal mittendrin einführen. Selbsterfahrungs- und Gruppenspiele, auch poesiepädsgogischer Art, anregen. Pädagogische Fachkräfte könnten zu derartigen Fortbildungen ermutigt werden, Direktoren nicht ausgenommen. Ohne Spiel keine Kreativität. Es könnte so leicht sein, wenn wir es übten und als selbstverständlich ansähen, einander gegenseitig zu inspirieren zu freiem Ausdruck, lustvollem Umgang miteinander in Gruppen. So ermutigen wir einander zum Ausprobieren von Neuem in Feldern ohne Konkurrenzdruck und Verwenden von Begriffen, die Druck erzeugen.

Nein, Lebensfreude kann auch schon bei Kindern eingeschränkt sein, seit der Pandemie ganz bestimmt. Lebensfreude ist der Motor zum Gut-sein und umgekehrt. „Und siehe! Die Pflicht ward Freude“, schrieb Friedrich Schiller sinngemäß. Wie lebensklug, wie inspirierend.