Sie ist eben mehr als Worte und zugleich weniger, denn um uns auszudrücken, auch unseren gerade geborenen Babys gegenüber, sprechen wir mit ihnen, formen beruhigende oder ermutigende Klänge und Silben, singen einfache Lieder mit Wiederholungen oder improvisieren.
Erstaunt bleibe ich auf dem Baumstamm sitzen, der gerade nach Sitzen schreit, weil die fahle Herbstsonne noch einmal ihre mitfühlende Sommerkraft in die Welt schickt.
Wenn Worte, die wir sprechen, schreiben, singen, mit unserem ganzen Körper verbunden sind, dann sind sie nicht getrennt von den Elementen, der Natur: Dann fühlen wir uns intim mit uns selber, mit allem, das uns durchdringt und umgibt. Wir brauchen eigentlich nur Worte zu fürchten, die aus Getrenntheit heraus geäußert werden, die nichtssagend, gewaltsam, monoton, wie abgeschnitten wirken. (Und vergegenwärtigen wir uns: Bei diesen kann es sich einfach um mangelnde Übung, Ungeschicklichkeit, irgendein nicht gestilltes Bedürfnis handeln.) Wir könnten versuchen, auf eine solche Sprache mit einer Sprache des Lebens zu reagieren: ehrlich und warmherzig. Anerkennend und weich.
Das wird uns nicht immer gelingen. Auch nicht nach innen, gegenüber uns selbst nicht. Deswegen üben wir ja, manche mehr, manche weniger. Nach meiner Erfahrung sind die meisten Musiker, die ich kenne, dem Wort gegenüber nicht so offen. Manche Künste schließen einander (fast) aus. Und das darf auch sein, denn die Sprache des Lebens kann nicht nur durch fallende Blätter und sich ausdrückende Vögel, sondern auch im Theater, durch Musik, Tanz, geteiltes nobles Schweigen erlebt werden. Ganz auf Wörter werden wir hingegen als Menschen nicht verzichten können. „Erst die Sprache macht uns zu Menschen“, sagt jedenfalls der Psychoanalytiker, Meister und Erfinder von ‚Dyalog‘ – dem wesentlichen Zwiegespräch –, Michael Lukas Moeller.