Foto von Regina Pietsch. Am Asche-Teich in Auschwitz-Birkenau.
Das große Danke verkörpern.
Den Lotus erblühen lassen, bei jedem Schritt.
Frieden entsteht nur so: Jeden in diese Praxis einbinden,
einweben, hereinrufen
Nicht erwarten, dass alle mitmachen,
dass alle zur selben Zeit
mitmachen.
Uns hingegen kraftvoll vorstellen,
es GLAUBEN,
wir würden alle zur selben Zeit
erwachen.
Wie in der wahren Geschichte, die Zoketsu Norman Fischer zum Thema unserer Vorstellungskraft zu Beginn seines Buches “The World Could Be Otherwise” weiter gibt:
Eine Gruppe todgeweihter Gefangener in einem Konzentrationslager wird nur dadurch vor dem sicheren Tod bewahrt, weil einer von ihnen, Robert Desnos, einer plötzlichen Eingebung folgt und beginnt, in den Händen jedes einzelnen dessen Zukunft zu lesen. Er ergreift eine Hand, sieht genau hin und sagt, sinngemäß: Dich sehe ich in einem wunderbaren, ländlichen Haus, mit einer schönen Frau und drei gesunden Kindern. Du bist glücklich bei Deiner Tätigkeit. – Und Dich, mein Freund, fuhr er beim nächsten fort, sehe ich, wie Du völlig aufgehst in Deinem Beruf, umgeben bist von lernwilligen Schülern und Jeden stärkst, der vorüber kommt. – Dich da hinten, komm‘ näher, will ich lesen. Du bist geehrt von den Wesen, Führungskräfte konsultieren Dich, von nah und fern, gesund bist Du und nennst sechs Kinder Dein eigen…
Und so fuhr er fort. Die Gruppe wurde immer aufgeregter, einige sprangen gelöst in die Luft, sie scherzten und alberten, und … alle überlebten!” Selbst die Wachen waren wie gebannt von der konzentrierten, total gelösten Atmosphäre um sie herum.
Könnten wir SO SEIN, genau so? So verrückt gläubig, so beseelt überzeugt, uns selbst und einander in der besten aller Verwirklichungen für-wahr-nehmend?
Wir Todgeweihten.
Alle sind wir dem Tod geweiht, aufgeschlagen wie ein Buch, ausgeliefert der Willkür des Lebens: belohnt, denken wir, bestraft, denken wir –
aber nein, wir gehen, Schritt für Schritt, jedes von uns Balsam für die Wunde des Anderen, wie Etty Hillesum sagt,
die Wunde von Auschwitz täglich berührend, nie ausser Acht lassend.
Auschwitz ist überall, auch in uns,
wenn wir nicht Acht geben.
“Calling out to hungry hearts” singen wir, leise und laut.
Verraten niemandes Leiden,
nicht unser eigenes inneres Kind,
nicht die Kinder unserer Mitwesen,
nicht die sanfte Schnecke,
den räudigen Strassenköter.
Buchstabe für Buchstabe,
Wort für Wort,
Schritt für Schritt.
In den Händen aller lesen wir Sehnsucht,
Sehnsucht nach Frieden.
Auch und gerade,
während Waffen wieder böse lärmen und Alte klagen.
Und neigte sich die Welt dem Ende zu,
so würden wir doch die Kerze entzünden, in uns,
darbringen, was ist, und –
lächeln.
Verwendete Bücher/Gedichte/Lieder (Autorinnen und Autoren in alphabethischer Reihenfolge):
Manfred Deselaers: Die Wunde Auschwitz berühren
Manfred Deselaers: Und Sie hatten nie Gewissensbisse? – Die Biografie von Rudolf Höss
Norman Fischer: The World Could Be Otherwise – Imagination and the Bodhisattva Path. Pages 1-3. Deutsche Übersetzung: https://www.ursachewirkung.com/blog/4263-die-welt-koennte-anders-sein-2
Norman Fischer: Unseren Platz einnehmen – Der buddhistische Weg zum wirklichen Erwachsensein
Bernie Glassman: Zeugnis ablegen
Bernie Glassman: Anweisungen für den Koch
Etty Hillesum: Ich will die Chronistin dieser Zeit werden
Thich Nhat Hanh: Liebe heißt, mit wachem Herzen leben
Rezitierte Gedichte von:
Paul Celan: Todesfuge
Nelly Sachs: Völker der Erde
Rainer Maria Rilke: Herbst
Thich Nhat Hanh: Bitte nenne mich bei meinem wahren Namen
Wendy Egyoku Nakao: Ich rufe dich. Ein Segen für den Weg
Krishna Dass: Calling Out
Dietrich Bonhoeffer: Von guten Mächten treu und still umgeben
Gesangbuch: Herr, bleibe bei uns
Kaddish: Übersetzung von Rabbi Don Singer und Peter Levitt